Erlebnisbericht Ryder Cup Paris 2018 von Thomas Grintz
Wie schon vor vier Jahren haben wir mit einer Truppe von elf Golffans und dank der Organisation von Peter Zäh, Langer Sport Marketing, Tickets bekommen; auch um die Hotelzimmer und Zugtickets mussten wir uns nicht wirklich kümmern. Danke, lieber Peter! Mit dabei waren auch die anderen aus dem Team von Langer Sport Marketing, Golffreunde aus meinem Club, dem GC Leitershofen, und auch Kariem Baraka, Geschäftsführer des GC Riedhof.
Nach der Anreise und der Eröffnungsfeier am Donnerstag klingelte am Freitag, um 4:30 Uhr der Wecker und mit dem ersten Bus ging's zum Platz. Dort standen wir dann eine knappe Stunde vor Öffnung der Tore ganz vorne und konnten exakt um 6:30 Uhr nach einer kurzen Sicherheitsüberprüfung losrennen! Nur wer sich am Vortag einen Plan zurechtgelegt hatte und dann auch direkt dorthin marschierte, hatte eine Chance auf die beste Plätze. Ein Teil unserer Truppe hat sich für die Haupttribüne entschieden, eine anderer Teil, darunter auch ich, wollte auf die kleine Tribüne am 2er-Abschlag. Von dort aus konnte man zur Haupttribüne sehen, die gesamte Bahn 1 und Bahn 2. Es hat geklappt und wir ergatterten tolle Plätze, die wir im Dunkeln bezogen. Es war ca. 6:45 Uhr, der erste Abschlag war um 8 Uhr. Langweilig? Nein, denn bald wurden Fangesänge angestimmt, rhythmisches Klatschen, es gab Kaffee und auch für Verpflegung war gesorgt. Und dann ging die Sonne auf, die Feuchtigkeit war auf dem Fairways zu sehen, über dem großen See zwischen der 1 und 2 lichtete sich der Morgennebel und alle sangen das überall zu hörende langezogene „Juuuhhrop, Juuuhrop!!“ Alles ein Wahnsinn, der Gänsehaut hervorruft.
Nirgendwo wird deutlicher, was ein gemeinsames Europa bedeutet; nur hier beim Ryder Cup kann man das so intensiv spüren. Ich würde mir wünschen, die Politiker, die ein gemeinsames Europa ablehnen und sich auf nationale Interessen berufen, könnten das miterleben und sich ein Bild davon machen, was Europa ausmachen kann.
Dann endlich die ersten Flights! Unglaublich mit welcher Präzision die Jungs bei den Mengen an Zuschauern und dem Lärm die Bälle platzieren. Mir wurde nochmals klar, dass sie einen ganz anderer Sport ausüben, wie wir ihn (fast) alle bestreiten. Ich will hier gar nicht auf die eigentlichen Matches eingehen, denn das haben die meisten Golfinteressierten ja sicher am Fernseher verfolgt. Aber live mitzuerleben, wie sich die Dramatik über den Tag steigert und weiter am 2. und 3. Tag, das kann man am Fernseher nicht nachvollziehen.
Nachdem aller 4er des ersten Vormittages das Grün der 2 verlassen hatten, machte ich mich alleine auf und ging zur Bahn 8 und danach zur Bahn 14. Trotz der unglaublich vielen Leute gab es nirgendwo Stress oder Aggressivität, jeder war fröhlich und hilfsbereit, egal aus welchem Land er kam. Und wenn eine Gruppe Amerikaner versprengt „USA, USA“ rief, wurde sofort mit „Juuuhrop, Juuhrop“ gekontert und danach gab es Applaus. Einfach großartig.
Als die jeweiligen Spieler ans Grün kamen, herrschte eine Stimmung zwischen Tor in der Nachspielzeit und Zugabe bei einem Rockkonzert. Man konnte sich dem Trubel, Jubel und Gesang nicht entziehen. Dazu das unglaubliche Wetter an allen Tagen, das machte süchtig. Besonders in die Herzen hat sich Tommy Fleetwood gespielt, einer der Rookies des Teams Europa und ein absoluter Stimmungsmacher. Francesco Molinari mit seiner stoischen Ruhe und seinem unglaublich guten Spiel dazu war der perfekte Partner. Die Zuschauer haben die Jungs an die Leistungsgrenze gebrüllt und letztlich konnten die Amerikaner dem nichts entgegen setzen. Man hat gespürt, dass jeder der Spieler diese Atmosphäre genossen hat und einige waren auch sichtlich berührt. Wann brüllen auch an jeder Bahn Tausende den Namen und applaudieren und flippen bei jedem gefallenen Putt aus, auch für die gestandenen Profis ist das ein einmaliges Erlebnis.
Der Platz war für die Zuschauer absolut perfekt, denn an jeder Bahn wurden großzügige Naturtribünen errichtet. So konnte wirklich jeder ohne Probleme, auch in 5. oder 10 Reihe, perfekt auf die Bahn sehen. An den meisten Grüns saßen die Leute sowieso und man konnte zu jeder Zeit, sofern man etwas freundlich fragte und alleine kam, ganz nach vorne ans Grün schleichen und sich dort platzieren. Noch optimaler war es, wenn man von seinem Platz auf eine der riesigen Videoleinwände sehen konnte, auf denen den ganzen Tag die Sky-Übertragung lief. Public Viewing wie bei einer Fussball-WM, allerdings nicht nur 90 Minuten, sondern den ganzen Tag über.
Zum Abschluss am Sonntag haben wir es tatsächlich geschafft, elf Plätze auf der Haupttribüne zu ergattern und so haben wir alle zwölf Flights am Start gesehen; alleine der Einmarsch der Spieler war ein Erlebnis. Natürlich gab vorher auch wieder Gesang und immer wieder den „Island-Huh-Klatscher". Schließlich war ich auch an der Bahn 6, als Molinari den entscheidenden Punkt gegen Phil Mickelson machte und dann brachen alle Dämme. Bei den Spielern und bei den Zuschauern, das was schon unglaublich.
Am Abend saßen wir müde aber glücklich zusammen und haben einige Biere getrunken. Bei allem Wahnsinn, Aufwand, wenig Schlaf, bescheidenem Essen und teurem Bier: ich bin sicher, 2022 in Rom sind wir wieder dabei. :-)
GMVD-Mitglied Thomas Grintz
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