Leserbrief: Kann Ihr Golfclub die Krise im Golf überwinden?

Sind falsche und zu hohe Erwartungen und Anforderungen an die Pflege unserer Golfplätze der Grund? Beeinflusst fehlende Zeit das Golfspiel negativ? Verliert das Spiel an Attraktivität durch unverständliche Regeln?


Nehmen wir vielleicht das Golf spielen auch viel zu ernst - ist es denn nicht zu aller erst nur ein Spiel?


Ist nicht das Wissen um die Historie, die Etikette, den Respekt und die Verantwortung gegenüber dem Spiel, der Natur und dem Greenkeeping grundlegende Voraussetzung für ein langfristiges Überleben der Golfclubs? Haben nur Golfplätze außerhalb der Ballungszentren finanzielle Probleme?


Es sind die sehr komplexen Zusammenhänge im Greenkeeping, die durch das Wetter (Sonne, Schatten, Wind, Tau, Regen, Gewitter, Nebel, Luftfeuchtigkeit, Frost und Schnee), die Klimaveränderungen oder Höhenunterschiede Einfluss auf den eigenen Platz und dadurch auf die alltägliche Bespielbarkeit haben. Auch der Einfluss des Klimas - maritim oder kontinental - oder auch von Wäldern und Gewässern ist nicht zu unterschätzen. Der Wunsch nach Spielflächen (Grüns), die ohne Krankheiten über das ganze Jahr bespielt werden können, ist weder realistisch noch von der Natur so vorgegeben. Es darf die Frage erlaubt sein: Haben Sie nicht auch das eine oder andere Zipperlein im Jahr? Durch das richtige Ausbessern von Pitchmarken (www.PitchPin.de) übernehmen Sie Verantwortung und haben dadurch großen Einfluss vor allem auf Krankheiten und Unebenheiten Ihrer Grüns.


Schauen wir einmal zurück und suchen nach weiteren Ursachen. Das Design sowie die dazu notwendigen Arbeiten zum Bau der meisten Golfplätze weltweit war bis 1940 durch Pferde, Schubkarre, Schaufel und Harke bestimmt. Ab 1970 wurden zunehmend landwirtschaftliche Flächen zum Bau herangezogen. Mit großen Bulldozern schien nun alles möglich. Häufig wurde dabei die Natur überstrapaziert und darüber hinaus auch oft noch zu teuer gebaut.


Leider haben auch einige Architekten bei der Planung von bizarr modellierten Flächen oft den dazu nötigen erhöhten Personalbedarf vergessen und somit die langfristige Finanzierung der Anlage gefährdet. Zudem belasten häufig obendrein zu viele und zu große Bunker das finanzielle und zeitliche Budget vieler Golfclubs. Hier könnte vielleicht eine sinnvolle Reduzierung in der Anzahl und Größe Abhilfe schaffen.


Ferner gesellten sich auch noch Baufehler dazu. Während der Bauphase wurden nämlich sehr häufig verantwortliche Bauunternehmer durch die Architekten zu wenig überwacht und kontrolliert. Beim Einbau der Rasentragschichten vor allem der Grüns wurden Greenkeeper in den wenigstens Fällen als Fachleute mit einbezogen. So entstanden oft fehlerhaft aufgebaute Grüns, die heute mit zu wenig Personal und zu erhöhten Kosten gepflegt werden müssen. Aufgrund zum Teil sehr starker Ondulationen haben einige Grüns zudem zu wenige Fahnenpositionen, sodass sich die Verdichtungen und die dadurch entstehenden Probleme auf Teilflächen konzentrieren.


Seit 1980 begann man Bahnen zu verlängern, weil man sich nicht auf die Begrenzung der Flugweite der Golfbälle einigen konnte. Wieder wurde unnötig Geld verbrannt und die Pflegekosten weiter nach oben getrieben.


Zu allem Unheil entwickelte sich in dieser Zeit die Mode der tiefgrünen Rasenflächen. Zum Vorteil großer Teile der Dünger- und Beregnungsindustrie wurde nun viel mehr gedüngt und gewässert als notwendig. Die Flächen wurden nass und weich, verfilzten, Krankheiten kamen auf, Poa Annua und andere unerwünschte Gräser und Pflanzenarten wanderten ein. Nun war und ist auch heute noch die Mehrheit der Plätze in diesem Teufelskreis gefangen. Veränderte gesetzliche Auflagen werden den Einsatz von Wasser, Düngemitteln und Pestiziden zukünftig weiter einschränken oder ganz verbieten. Dies hat schon heute Folgen auf die Pflegekosten sowie Einflüsse auf die Bespielbarkeit Ihrer Anlage. Lassen Sie sich nicht von grünen Rasenflächen beeindrucken und fehlleiten (Artikel Rasenfuchs = Der Grüne Wahnsinn), denn die Wahrheit über den Zustand ihrer Spielflächen liegt zumeist unterhalb der Grasnarbe.


Der Wunsch nach immer höheren Ballroll-Grüngeschwindigkeiten hat die Belastung der Gräser, die Pflegekosten und den Druck auf die Greenkeeper weiter ansteigen lassen. Die PGA empfiehlt für das tägliche Spiel per Stimpmetermessung max. 2.50 – 2.70 m. Alles was über diesem Richtwert liegt, ist zumeist nur Wettkampf zwischen einigen Golfclubs oder deren Head Greenkeepern. Wünschenswert wäre auch hier, zur Vernunft zurückkehren. Jede Golfanlage ist einzigartig. Die Unterschiede durch Standort, bauliche Gegebenheiten und finanzielle Ausstattung machen Vergleiche der Golfclubs untereinander hinfällig. (Artikel Rasenfuchs: Ballrollgeschwindigkeiten, Stimpmeter und andere Wahrheiten).


Vielen ist vielleicht auch Folgendes noch nicht bewusst: als Golfer tragen Sie mindestens die gleiche Verantwortung für eine sachgerechte und umweltfreundliche Pflege auf Ihrem Golfplatz wie das Greenkeeping. Viele Anforderungen der Golfer an die Bespielbarkeit des Platzes sind durch das Greenkeeping mitunter fachlich und personell nicht umsetzbar. Bitte lassen Sie Ihre Greenkeeper nicht alleine und erhöhen nicht immer noch weiter den schon jetzt unbeschreiblichen Druck auf Ihre Mitarbeiter. Er verursacht Frust, Krankheiten, Burnout und den totalen Ausstieg vieler exzellenter Greenkeeper. Dieses Thema ist wirklich sehr ernst zu nehmen, denn es finden sich immer weniger Greenkeeper und Platzarbeiter, die mit Begeisterung auf einem Golfplatz arbeiten wollen. Hinterfragen Sie die Pflegeziele auf Ihrer Anlage. Ihre Greenkeeper werden Ihnen gerne Rede und Antwort stehen.


Einige Golfplätze haben schon erfolgreich damit begonnen, diesen unsagbaren Kreislauf in der Platzpflege zu durchbrechen. Vielleicht gibt es auch in Ihrer Nachbarschaft Anlagen, die sich den veränderten Bedingungen und den vor uns liegenden Aufgaben stellen?


Nur bei einem vernünftigen Ansatz einer nachhaltigen Pflege im Greenkeeping können die Golfclubs finanziell überleben. Um genau dieses finanzielle Überleben zu gewährleisten, benötigen wir aber vor allem Vorstände, die sich längerfristig (mindestens sechs bis zehn Jahre) zum Wohle ihrer Clubs engagieren. Es liegt in ihrer Verantwortung, für festgeschriebene langfristige Pläne, insbesondere für die mechanische Pflege (Bodenbelüftung) ihres Platzes zu sorgen, die auch bei Wechseln in Vorstand, Management oder Greenkeeping Bestand haben.


Hilfreich wäre nun über die derzeitige Situation auch eine ehrliche und offene Kommunikation, die vor allem durch die Verbände mitgetragen werden könnte (DGV, GVD, GMVD, BVGA und PGA).


Es ist noch nicht zu spät! Eine Umkehr hilft dem Golfsport im Gesamten, vor allem aber dem Geldbeutel Ihres eigenen Golfplatzes.


PS: Auch Aufwendungen für Clubhäuser stehen oft in keiner vernünftigen Relation zu denen für Platz und Pflege.


PPS: Zudem belasten viele Golfclubs sehr hohe Pachten. Ist vielleicht vielen Verpächtern die Krise im Golf noch nicht kommuniziert worden und daher bei diesen auch noch nicht angekommen?


Norbert Lischka ist Master Greenkeeper und Rasenberater und arbeitet zurzeit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Schweiz und Finnland. Er besuchte in den letzten 30 Jahren weltweit über 500 Plätze.

Autor: DER RASENFUCHS Norbert Lischka MG, Brünschentwiete 60c, D-22559 Hamburg
Mobil: 0049 (0) 177 - 333 03 56
Mail: lischka (at) der-rasenfuchs.de
Web: www.der-rasenfuchs.de


Anmerkung des GMVD: Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerung des Verbandes und spiegeln nicht unbedingt die Meinung des GMVD wider. Der GMVD behält sich Kürzungen der Leser- bzw. Mitgliederbriefe vor.

Norbert Lischka bei der Arbeit
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