Mutige Entscheidungen
GMVD-Geschäftsführer Andreas Dorsch hieß die Gäste des Business Talks im Pressezentrum des Messegeländes Stuttgart willkommen und begrüßte die Diskussionsteilnehmer: Zu Gast waren Frank Adamowicz (PGA Professional), Achim Battermann (Stellvertretender DGV-Präsident), Rainer Goldrian (Geschäftsführer der PGA of Germany), Korbinian Kofler (GMVD-Vizepräsident und Geschäftsführer des Goflclubs München Eichenried) sowie Eicko Schulz-Hanßen (Geschäftsführer des Golf Clubs St. Leon-Rot, DGV-Vizepräsident).
Eines der Highlights des letzten Jahres – da waren sich alle Teilnehmer einig – war der Solheim Cup im Golf Club St. Leon-Rot. Adamowicz zeigte sich erstaunt, „dass deutsche Zuschauer so mitgehen können“. Nun gelte es, dieses „lockere Golf“ weiter zu tragen. Auch Goldrian hat sich über den Zuspruch gefreut, den der Solheim Cup von den Zuschauern erhalten hat. Dies habe dem Golfsport „Bahn gebrochen“, auch bei nicht golfenden Personen. Darüber hinaus wurde die deutsche Ryder Cup-Bewerbung als ein Höhepunkt des vergangenen Jahres herausgestellt. Auch wenn diese am Ende nicht erfolgreich war, wurden die Resonanz und Akzeptanz gegenüber eines solchen sportlichen Großereignisses von Seiten der DGV-Mitglieder, der Politik und von Personen aus der Wirtschaft als positiv bewertet. Laut Goldrian gilt es, den Rückenwind der Bewerbung mitzunehmen. Und Adamowicz ergänzte, man solle die Energie nutzen, statt enttäuscht über das Bieterverfahren zu sein. Battermann gab an, durch die Arbeit für die Ryder Cup-Bewerbung „viel gelernt“ zu haben. Nun müsse man beim DGV den Jahresabschluss abwarten und sehen, welche Schritte man weiter unternehmen werde, um den Golfsport in Deutschland voran zu bringen. Nicht nur im Hinblick auf einen Ryder Cup 2022 im eigenen Land, sondern auch im Hinblick auf die DGV-Präsidentschaftswahl sind Kofler zu Folge mutige Entscheidungen getroffen worden. Man habe viele schöne Themen und könne gar nicht genug tun.
Etwas kontroverser wurde das Thema „Olympia“ gesehen. Schulz-Hanßen hat diesbezüglich keine überzogenen Hoffnungen, es sei denn, „Kaymer, Gal oder Masson“ gewinnt. Es sei schwierig, Golf zuzusehen, insbesondere wenn man das Spiel nicht kenne. Man solle geduldig und gelassen bleiben und trotzdem zufrieden sein, wenn es keine Medaille gebe. Adamowicz meinte dagegen, dass man es ausnutzen soll, dass fast alle Top-Spieler an den Olympischen Spielen in Brasilien teilnehmen wollen. Immerhin werde es hoffentlich live im öffentlichen Fernsehen kommen. Der Professional zog einen Vergleich mit Skispringen: „Kein Mensch macht Ski springen, aber sechs Millionen gucken es im Fernsehen“. Goldrian zeigte sich sogar optimistisch und schätze die Medaillenchancen für die deutschen Teilnehmer als „überragend“ ein. Von je 60 männlichen und weiblichen Teilnehmern würden nur circa 30 um die Medaillen kämpfen, darunter je zwei Deutsche. Das sei eine gute Chance. Es müsse auch ein Erfolg werden, da Golf bei Olympia nur bis 2010 zugesagt sei. Die Wahrnehmung bei den Zuschauern wird Goldrian zufolge auf jeden Fall da sein. Schade nur, dass man das Ereignis als Sportverband nicht entsprechend „ausschlachten“ kann, weil der IOC vieles verbietet, wie Battermann mitteilte.
Neben den sportlichen Events 2015 und 2016 wurde über die aktuellen Zahlen des Golfmarkts gesprochen, die der DGV zwei Tage zuvor bei seiner Jahrespressekonferenz vorgestellt hatte. Laut Dorsch wird das leichte Wachstum zwar von einigen belächelt, doch ist man in Deutschland auf einem relativ hohen Niveau. So stehe der DGV im Vergleich zu anderen Sportverbänden gut da und sei unter den Top 5 anzutreffen. Battermann sagte dazu, dass die Sport-Community Golf seit fünf Jahren in der Lage sei, pro Jahr acht Prozent neue Mitglieder zu generieren. Man verliere aber auch fast genauso viele. Die Frage sei nun, wie man die Abgänger reduzieren könne. Die Mechanismen hierfür müssten verstanden werden, damit man etwas dagegen tun könne. Adamowicz meinte in diesem Zusammenhang, dass weniger der Faktor „Geld“, sondern vielmehr der Faktor „Zeit“ eine Rolle spielt. Dementsprechend müsse sich Golf verändern. Und die jungen, technisch gut ausgebildeten Pros sollten begeistern. Goldrian ergänzte, dass auch eine entsprechende Nachfrage durch die Golf Professionals zu generieren ist. Hierzu gäbe es von Seiten der PGA of Germany Leitfäden und Informationsveranstaltungen. Auch die Pros müssten sich aktiv mit den Interessen der Clubs auseinander setzen. Kofler griff diesen Gedanken auf. Er empfahl zu prüfen, ob man auf seiner Anlage bzw. im Club den oder die richtigen Golflehrer habe. Anschließend seien der Dialog und die Kommunikation untereinander sehr wichtig. Während Schulz-Hanßen die Tipps gab, sich der Marktsituation zu stellen und zu überraschen, empfahl Battermann Ehrlichkeit – zum Beispiel gegenüber Anfängern. Eine Platzreife in drei Tagen, wie es die Werbung verspreche, bringe nur Frustration mit sich. Zudem müssten Kundenwünsche erfüllt und Neumitglieder besser integriert werden, kamen Stimmen aus dem Publikum.
Möglicherweise lassen sich frei gewordene Kapazitäten der Ryder Cup-Bewerbung nutzen, um mit neuen Ideen auf Golfer, Ex-Golfer und Noch-nicht-Golfer zuzugehen und diese zu überraschen. Dies setzt Battermann zu Folge aber einen neuen Beschluss der DGV-Mitglieder beim Verbandstag im April in Frankfurt voraus.
Ein spannendes Jahr erwartet die Golfbranche. Hoffentlich mit vielen mutigen Entscheidungen, die dazu beitragen, den Golfsport vielen Menschen näher zu bringen.